Die Einlösung einer Sehnsucht
Die kommenden fünf Tage waren die längsten und die kürzesten
meines Lebens zugleich. Die längsten, weil ich es kaum erwarten konnte sie,
deren Anblick und Stimme, mich so sehr in ihren Bann gezogen hatte, dass ich an
nichts anderes mehr denken konnte. Die kürzesten, weil ich meine ganze Kunst
daran verwandte den perfekten Pinsel zu kreieren. Ich arbeitete bis spät in die
Nacht und saß im Morgengrauen schon wieder in der Werkstatt, und als ich am
Morgen des fünften Tages den Pinsel in Händen hielt, wusste ich, er war
perfekt.
Am frühen Nachmittag wurde ich in der Villa des Malers
vorstellig, doch wie groß war meine Enttäuschung, als ich Felicitas alleine
antraf. Offenbar wollte sie mich nicht wiedersehen. ‚Zeigen Sie her was Sie mir
anzubieten haben.’, forderte mich Felicitas auf. ‚Natürlich.’, hörte ich mich
sagen, und reichte ihr den Pinsel. ‚Sie haben nicht zu viel versprochen.’, musste
selbst Felicitas zugeben, ‚Dieser Pinsel umschmeichelt meine Haut. Ich nehme
ihn, und machen Sie mir noch fünf weitere.’ ‚Sehr gerne.’, antwortete ich,
während mein Blick immer noch den Raum absuchte, als hoffte ich darauf, dass
sie doch da war, und ich hätte sie bloß übersehen. Fieberhaft suchte ich einen
Grund noch zu bleiben, als mir die erlösende Idee kam: ‚Darf ich Ihnen eine
Haarbürste zeigen, die Ihr Haar ebenso umschmeichelt wie der Pinsel Ihre Haut?’
‚Wenn Sie schon mal da sind.’, entgegnete Felicitas achselzuckend. So packte
ich eine Haarbürste aus und reichte sie ihr. Kurz sah ich ihr zu wie sie die
Bürste ebenso wie ihr Haar malträtierte, bevor ich mich entschloss
einzugreifen. ‚Würden Sie mir gestatten, dass ich Ihr Haar bürste?’, fragte ich
nervös. ‚Von mir aus.’, antwortete sie kurz und reichte mir die Bürste. Mit
langen, geraden Strichen bürstete ich ihr Haar und Felicitas zeigte sich
sichtlich angetan, forderte mich gar auf mich zu ihr zu setzen und nicht
aufzuhören sie ihr Haar zu bürsten.
In dem Moment ging die Türe auf, und sie trat herein, sie,
der all meine Gedanken und all mein Sehnen gehörte. Als ich sie erkannte,
sprang ich rasch auf, als hätte sie uns bei etwas Unschicklichem ertappt. ‚Ach,
da bist Du ja, Maria.’, begrüßte Felicitas ihre Freundin, und ich kannte nun
endlich, endlich ihren Namen. ‚Sieh nur wer da ist! Und weißt Du was? Er hat
tatsächlich Wort gehalten. Der Pinsel ist großartig, und nebenbei, die
Haarbürste auch. Ich hatte gerade eine großartige Idee. Wir haben doch morgen
Abend unseren Cocktailabend. Was hältst Du davon, wenn wir unsere Busenfeindinnen,
meinte natürlich -freundinnen ein wenig
neidisch machen, und seine Arbeit vorführen.’ ‚Wenn der Herr Fent einverstanden
ist bei Deinen Spielchen mitzuspielen, soll es mir recht sein.’, antwortete
Maria knapp. Und wie ich einverstanden war, bedeutete es doch, dass ich sie
bereits morgen wiedersehen würde. ‚Mit dem größten Vergnügen.’, antwortete ich
deshalb rasch, aus Angst, Felicitas könnte es sich nochmals anders überlegen.
Morgen, schon morgen würde ich sie wieder sehen. Dieser Gedanke begleitete und
beflügelte mich.
Pünktlich zur angegebenen Stunde fand ich mich am nächsten
Tag wieder in der Villa ein. Der große Saal, in dem ich bereits am Vortag
empfangen wurde, war nun von ungefähr fünfzehn Mädchen bevölkert. Man spürte
den heftigen Konkurrenzkampf in jeder Pore. Doch ich, ich hatte nur Augen für
Maria. Für mich war sie die Schönste und der einzige Grund meines Hierseins.
Felicitas empfing mich überschwänglich und präsentierte mich ihren Gästen wie
ihre größte Trophäe. ‚Jetzt wollen wir doch mal Ihre Meisterstücke sehen.’,
tönte mir eine piepsige Stimme entgegen. Sie gehörte zu einem vollbusigen,
vollmundigen Mädchen, das sich nun hervor zu tun suchte. ‚Sei nicht so
ungeduldig.’, wies Felicitas sie zurecht, ‚Zuerst wollen wir unserem Gast etwas
zu trinken anbieten. Außerdem wollen wir endlich das förmliche Sie weglassen.’
Also wurde mir ein Cocktail in die Hand gedrückt und ich wurde zu trinken
genötigt. Sofort spürte ich wie mir der Alkohol, dessen ich nicht gewohnt war,
zu Kopf stieg. Mir wurde warm, aber ich fühlte mich auch leichter und
ungehemmter. ‚Franz’, so fuhr nun Felicitas fort, ‚ist ein wahrer Künstler auf
seinem Gebiet.’ ‚Können wir jetzt endlich etwas sehen?’, ließ sich die piepsige
Stimme wiederum vernehmen. So präsentierte ich meine Musterstücke und hatte
auch die Gelegenheit ihre richtige Handhabung zu demonstrieren. Dann trat ich
zurück und überließ die Stücke der Horde Mädchen. Vorläufig schien ich nicht
mehr interessant zu sein, und nachdem mir mittlerweile vom Alkohol sehr heiß
geworden war, öffnete ich eine der vielen Glastüren und trat hinaus auf die
Terrasse, atmete tief durch und sah hinauf zu den Sternen.
2 Kommentare:
das romantische an einer flaschenpost
ist das was drinsteht
das fatale
sie ist nicht adressiert
bleibt also eine verirrte flasche
ein kleiner tip
wie die zustellung doch noch klappen könnte
http://www.youtube.com/watch?v=MyAxugLnejU
Und wenn man keine Adresse hat
Wenn man nicht weiß wohin es gehen soll
Dann kann man es geschehen lassen
Und vertrauen, dass die Nachricht ihren Weg findet.
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